Mali - Tagebuch

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Tagebuch

Donnerstag 21.12.06 - Sanga

nachdem ich doch noch ein wenig geschlafen habe, bin ich nun erstaunlich fit, als um 8 Uhr ein uralter, klappriger Toyota Landcruiser vor der Tür steht. Zusammen mit einigen Passagieren aus den umliegenden Dörfern geht es los. An einer kleinen Bar halten wir an. Hinter einem Vorhang sitzen einige Männer an einer einfachen Holztheke. Mit einem heissen Lipton Tee mache ich mir einen Elektrolytdrink, das muss mich irgendwie über den Tag retten. Mit fester Nahrung warte ich lieber noch. Wir nehmen noch 2 junge Mädchen mit, die grosse Körbe auf dem Kopf balancieren. Körbe aufs Dach, Mädels hinten reingequetscht, passt schon... Nach 2 Stunden sind wir in Sanga am Marktplatz. Hier ist im Moment nicht viel los. Wir ahnen nicht, dass in Sanga heute der Markttag ist, der alle 5 Tage hier stattfindet. Jetzt sind es noch 2 km zu Fuss bis zu unserer Unterkunft. Meine erste Belastungsprobe heute. Wir laufen hinter dem großen Antennenmast in ein kleines Tal hinunter zum Dorf Bongo, aus dem Adama und seine gesamte Familie stammt. Zwischendurch immer wieder Stops, um Leute mt einer endlosen, fast gesungenen Zeremonie zu begrüßen. Adama scheint wirklich jeden und alle hier gut zu kennen. Das wird die nächsten Tage so weitergehen... Wir beziehen unser Quartier in Adama's Gästehaus. Jetzt ist erstmal Zeit zum Relaxen, bevor es dann Mittagessen gibt. Es gibt Couscous mit leckerer Zwiebelsosse, ich nehme auch ein paar Gabeln davon. Um 14:30 Uhr brechen wir auf zum ersten Teil unserer Tour. Wir werden heute nacht hier schlafen und erst morgen weiterziehen. Am Wegrand entdecken wir einige tables de renard, hier fragen die Dorbewohner nach Rat und ihrem Schicksal.
Holzstöckchen und Muster im Sand werden nachts von Füchsen durchlaufen und die Veränderungen werden dann "gelesen". Weiter geht es zurück nach Sanga auf den Markt. Hier ist jetzt ein unglaubliches Gewusel. Es gibt kaum Stände, fast alles spielt sich auf dem Boden ab. Das Fotografieren strengt zusätzlich an, richtig fit bin ich noch nicht. Weiter geht es durch die Ortsteile Ogolae du haut und Ogolae du bas. Wir kommen an zwei Togunas vorbei, den offenen Versammlungshäusern für die Dorfältesten. Das Grundstück eines maison sacreé dürfen wir nicht betreten. Adama erklärt etwas über Reinkarnation und irgendwelche Colliers die dort für Verstorbene hinterlegt werden. Im Restaurant an der Strasse gibts noch eine kühle Cola für meinen Magen, bevor wir noch eine Runde durch Bongo machen. Vom höher gelegenen Teil des Dorfes hat man einen super Ausblick. Ich stehe mit einem Fuss direkt am Abgrund. Tief unter mir liegt im Schatten das Dorf Banani. Im letzten Sonnenlicht duschen wir, das heisst wir leeren ein paar Plastikeimer Brunnenwasser über uns aus. Die Felsen oberhalb unseres Hauses sind der ideale sunset point. Hier gibt es keine blaue, sondern eher eine rote Stunde. Ein magisches Licht überstömt uns. Nach einer Zwiebelsuppe auf der Terrasse im Licht der Petroleumlampe bewundern wir nun den grandiosen Sternenhimmel über uns. Er reicht bis zum Horizont herunter, Luftverschmutzung ist hier vollkommen unbekannt. Heute schlafe ich draussen, denn im Zimmer sind es auch nach 23 Uhr immer noch 28 Grad bei null Luftbewegung.

Freitag 22.12.06 - Pays Dogon I

Nach einem prima Frühstück mit Marmelade und 2 Tassen Tee verlassen wir unser Basislager in Bongo. Ich habe für die nächsten 3 Tage nur das Nötigste in den kleinen roten Rucksack gepackt. Für heute sind 17 km geplant. Zuerst kommen wir direkt bei Bongo in ein Tal, in dem Zwiebeln angebaut werden. Hier gibt es Wasser aus einem Fluss und wir sind überwältigt von dem satten Grün der Felder. Frauen balancieren Wasserkrüge auf dem Kopf und bewässern damit die Felder. Weiter gehts über steinige Pfade mit toller Aussicht bis ins Dorf Tiogou. Das Dorf liegt an einer Klippe, wir müssen über die Felsen hinunterklettern. Wir sehen einige geschnitzte Holztüren und -fenster. Adama erklärt uns die einzelnen geschnitzten Figuren, davon gibt es je Fenster eine ganze Menge. Dargestellt ist praktisch die ganze Familiengeschichte. Es gibt eine Frau mit Zwillingen, einen Mann mit ältestem Sohn, Schildkröten, Kaymane, eine Schlange, Meerjungfrauen, einen Fuchs, Masken und Symbole für Regen und Erde. In diesem Dorf sprechen wir scheinbar nicht mit dem Chef, verteilen aber bereits die ersten Colanüsse an ein paar ältere Herrschaften. Wohl bekomms. Wir laufen durch ein Tal mit abgeernteten Hirsefeldern (millet) uns vorbei an umzäunten Gärten mit Zwiebeln und Salat. Nach weiteren 4 km erreichen wir Yendouma, wo wir unsere Mittagspause machen. Yendouma liegt sehr reizvoll am Berghang, das gibt später gute Fotos. Unter unserem schattigen Dach sind es jetzt 32 Grad. Es gibt Reis mit Zwiebelsosse (was sonst) und dazu süsse Kartoffeln. Perfekt! Danach ein kleines Nickerchen im Schatten bevor es weitergeht.
Im Halbschlaf höre ich die Geräusche aus dem Dorf, schreiende und spielende Kinder, tratschende Frauen und das dumpfe, stampfende Geräusch der Mörser. Nach weiteren 3 km über einen kleinen Berg erreichen wir Yendouma-Ato. Am Dorfeingang der Dorfwächter, eine mit Lehm und Farbe beschichteter Stein in Form einens grossen Fingerhutes. Dieses Dorf ist eine weitere Steigerung. Die eckigen Speicherhäuschen mit den runden Strohmützen ziehen sich weit den Berghang hinauf. Oben wohnen die Alten. An einen kleinen Platz treffen wir dei alte Männer und verteilen Colanüsse. Wir müsen sehr aufpassen, dass wir keine heiligen Stätten betreten oder die verkehrten Hauswände berühren. Hier geht es ohne Guide wirklich nicht. Die Erklärungen von Adama sind gut verständlich ohne dass er allzusehr ins Detail geht. Auf einen Felsen stehen mehrere Häuser einer Familie, das sieht von unten wie eine kleine Burg aus. Herrliches Fotolicht jetzt. Beim Einbruch der Dämmerung sind wir wieder zurück in Yendouma wo wir unser Nachtlager im Freien aufschlagen. Abendessem mit Nudeln, poulet, sauce onion, pastis. Im Dorf sind rhytmische Trommelklänge zu hören. Trotz Dogon-Wolldecke wird es in der Nacht ziemlich frisch hier, aber es ist windstill. Mein Thermometer fällt am Morgen bis auf 19 Grad!

Samstag 23.12.06 - Pays Dogon II

Zum Frühstück gab es heute auch leckere Krapfen, so nennen wir sie mal. Kurz nacht acht gehts los, die zweite Trekking-Etappe. Die Überquerung der Falaise und der Besuch der drei Yougana-Dörfer stehen heute auf unserem Programm. Wir durchqueren das breite Tal, es geht auf einer sehr sandigen Piste leicht bergauf. Dann klettern wir wie die Ziegen die Felsen hoch auf die Falaise. Nach einer ganzen Weile ereichen wir das erste Dorf, Yougana-Piri. Wow, das Kliff mit den Überhängen ist gewaltig und überall sind kleine Tellem-Häuser und Höhlen eingebaut. Diese wurden seit dem 13. Jahrhundert nicht mehr zum Wohnen genutzt und sind zum Teil noch sehr gut erhalten. Ein alter Mann am Weg scheint Adama so eine Art Predigt zu halten. Er hört ihm brav zu und antwortet ab und zu lautstark. Er ist wohl etwas schwerhörig. Am Ende drücken wir ihm noch zwei Nüsse in die Hand, wofür er sich freundlich bedankt. Jetzt wird der Weg durch die Felsen richtig schön, als wir bis zum höchsten Punkt der Falaise hochklettern. Oben laufen wir auf einer Art Mondlandschaft bis zu einer steilen Klippe. Toller Ausblick, das wäre auch ein genialer Klippenstart fürs Drachenfliegen. Aber wo ist die Seilbahn zum hochtransportieren?? Auf dem Weg nach unten gelangen wir an eine gigantische Felsspalte. Über eine Dogon-Leiter steigen wir hinein und klettern vorsichtig weiter runter. In der Spalte ist in der Regenzeit ein Fluss, jetzt gibt es nur ein paar halbgefüllte Staubecken am unteren Ende der Spalte. Daran schliest sich direkt das nächste Dorf an: Yougana-Dogourou. Auf dem Versammlungsplatz sitzen wir gemeinsam mit einer Frau und vielen kleinen Kindern. Adama erzählt eine lange und komplizierte Geschichte von einer Frau und ihrer Tochter, von Masken, die in irgendwelche heiligen Stätten gebracht werden und die über Nacht verschwinden. In diesem Dorf soll es einen besonderen Maskenkult geben.
Wow, aus diesem Stoff werden Fantasy-Romane gemacht... Wir laufen weiter den Berghang hinunter und gelangen zu einer von Entwicklungshelfern gebauten Pumpe mit Fussantrieb. Angy füllt ihre Wasserflasche auf, die vielen jungen Frauen lassen ihr den Vortritt. Kurz darauf ereichen wir Youga-na. Das Dorf besteht nur aus einer Ansammlung von relativ normalen Hütten, auf den ersten Blick nicht so interessant. Die Mittagssonne brennt jetzt gnadenlos und wir machen hier im Tal unsere Pause. Am Nachmittag gehts weiter durch die Ebene nach Koundou, ein Dorf mit schöner Toguna. Über sandige Piste laufen wir weiter bis Ibi, wo heute der Markt stattfindet. Auf dem Weg kommen uns schon viele Leute mit allerlei Lasten und Schüsseln auf dem Kopf entgegen. Darunter sind auch ein paar seltsam gekleidete Männer, einige kennen Adama. Einer trägt einen grünen "Bademantel" und dazu eine völlig fertige, uralte Ledertasche. Echt cool. Der Markt in Ibi liegt sehr schön unter alten Fromager Bäumen im Schatten. Wir beziehen unser Nachtlager. Um einen grossen, sandigen Innenhof sind die Gebäude der Familie angeordnet. Eine Lehmtreppe mit sehr krummen und ungleichmässigen Stufen führt auf ein Hausdach. Aus dünnen Ästen. Baumstämmen und Stroh ist ein Sonnendach gebaut. Von hier kann man prima das Dorfleben und die Vorbereitungen in der Küche beobachten. Als nach dem Essen bald die batteriebetrieben Lampe auf dem Hof ausgeht, sitze ich mit Adama noch lange im stockdunklen Hof und wir unterhalten uns über seine Deutschlandreise im nächsten Jahr. Auch spät in der Nacht weht noch ein heisser Wüstenwind, also schlafe ich draussen vor meinem Zimmer.

Sonntag 24.12.06 - Pays Dogon III

Schon früh bin ich wach und kann nicht mehr schlafen. Die aufgehende Sonne beleuchtet sehr schön die Tellem Behausungen in dem Felsüberhang an der Klippe. Nach dem üblichen Frühstück brechen wir auf zu unserer letzten Etappe durch Dogon-Wunderland. Wir kraxeln eine Runde durch Ibi. Der schönere Teil dws Dorfes befindet sich oben am Berg. Ein sehr schönes Haus ist der Wohnsitz des Hogon, ein alter weiser Mann mit besonderer religiöser Bedeutung. Der alten Frau, die in der Tür sitzt, überreicht Angy zwei Cocanüsse für ihn (Angy ist unsere offizielle Nuss-Managerin). Nach einigen Fotos geht es wieder runter ins Tal und weiter nach Nini. Der Ort besteht aus zwei Teilen und liegt etwas oberhalb am Berg. Sehr schön, wir benutzen so eine Art Höhenwanderweg durch das Dorf. Am Eingang eines Seitentals liegt Banani, das wir schon von ganz oben von Bongo aus gesehen haben. Langsam schliesst sich der Kreis. In Banani wimmelt von 4x4 Fahrzeugen, Souvenirverkäufern und leicht nervenden Kids. Monsier, donne-moi bic, chemise, bonbon.... Nichts wie weg hier. Wir kommen an der Schildkrötengrotte vorbei. Wenn jemand im Dorf gestorben ist, verschwindet sie darin und ist für eine Weile nicht mehr zu sehen. An einer weiteren heiligen Stätte sehen wir auf einem kleinen Erdhügel zwei tote Hühner innerhalb von zwei Steinringen liegen. Hierher werden Diebe geführt und sie müssen von der Erde essen. Falls sie schuldig sind, sterben sie noch am selben Tag. Wenn sie sich vorher schuldig bekennen, bekommen sie ein "Gegengift" und alle wissen über den Diebstahl Bescheid. Unsere Mittagspause haben wir heute in Ireli. Hier sind einige Touristen unterwegs, aber eher die Sorte Tagestour mit Allradfahrzeug.
Unser Essen wird heute nach Wunsch zubereitet: Eine grosse Schüssel mit süssen Kartoffeln und Gemüsesauce. Schmeckt super, gibt aber später gute Blähungen... Danach der letzte Abschnitt unserer Trekkingtour. An der Falaise leicht bergauf erreichen wir die zwei Teile des Dorfes Pegue. Nichts wirklich Neues, aber tolle Motive mit Tellem-Höhlen am Kliff, das mittlerweile im Schatten liegt. An einem kleinen Platz machen wir eine Pause. Adama spricht mit einem alten Mann, von Angy bekommt er 2 Nüsse. Ich schenke meine leere Wasserflasche einem kleinen Jungen, der damit begeistert davonzieht. Nun folgt der Aufstieg auf das Plateau, wieder durch eine enge Felsspalte. Die Kletterei ist jetzt angenehm, alles liegt schon im Schatten. Oben wieder die wunderbare Felslandschaft mit tollen Ausblicken über das Tal mit den Sanddünen auf der anderen Seite. Was für eine Tour! Noch ein paar Schritte und wir sind zurück an Adamas Gästehaus, wo wir noch eine Nacht bleiben werden. Die Anderen erwarten uns schon. Nach grosser Begrüssung beziehen wir wieder unser Zimmer. Nach den Spaghetti zum Abendessen geht Adama zurück zu seiner Familie im Dorf. Wir bleiben allein zurück. Es ist finstere Nacht, kaum Geräusche aus dem Dorf. Es ist Heiligabend. Wir zünden zwei Wunderkerzen an...

Montag 25.12.06 - Von Sanga nach Hombori

Die Nacht bei offener Tür war angenehm, diesmal habe ich nicht draussen geschlafen. Am Morgen zeigt mein kleines Thermometer immer noch 26 Grad an. Wir packen unsere Sachen zusammen und warten um sieben Uhr wie vereinbart auf Adama. Um halb acht ist er immer noch nicht da, also schaut Angy doch mal im Haus gegenüber nach, das auch ihm gehört. Und siehe da, er liegt dort auf dem Boden und schlägft fest wie ein Stein. Nur mit viel Mühe können wir ihn wecken. Schliesslich kommt noch unser Koch von gestern hinzu und hilft uns dabei. Adama ist völlig fertig, hat wohl gestern zu viel gesoffen. Es ist hier üblich, dass man auch als Muslim mit den (hier relativ vielen) Christen im Dorf Weihnachten feiert, sprich sich ordentlich einen hinter die Binde giesst. Nun gibt es doch noch ein üppiges Frühstück mit Tee und Fettgebäck. Wir tauschen die Adressen aus und verabschieden uns. Einer seiner Jungs begleitet uns nach Sanga zum Marktplatz, wo irgendwann bis mittags unser 4x4 aufkreuzen soll. Wir sind völlig erstaunt, als schon nach 10 Minuten ein Landcruiser vorfährt. Die Rückfahrt zu viert nach Bandiagara macht viel Spass. Wir fahren an vielen schwer bepackten Frauen vorbei, die auf dem Weg zum Markt in Bandiagara sind. Unsere beiden Fahrer sind auf dem Weg nach Sevaré, wie praktisch. Für insgesamt 5000 CFA fahren wir gleich weiter mit. Super, so sind wir schon um zwölf am gare routiere und kaufen 2 Tickets für den Bus nach Hombori. Der Bus von Maiga Transport soll um 15 Uhr losfahren, inshallah. Im Restaurant nebenan gibt es sehr schmackhaftes Essen. Reis, grüne Sauce, Zwiebeln, Gemüse, Piment mit Mouton, für 2 Personen zahlen wir 3000. Schnell verschicke ich noch ein paar Weihnachts-SMS, seit Tagen hat mein Handy hier mal wieder Empfang. Eine komische Sache bei 32 Grad im Schatten. Vik ist grade auf dem Schiff nach Finnland, bei ihr sind es -5. Nach einem endlosen Hin und Her beim Beladen des Busses verlassen wir gut eine Stunde später als geplant den gare routiere.
Soweit wäre das ja völlig ok, aber nun gibt es noch mindestens drei Stops im Ort, wo weitere Leute zusteigen und das Gepäck nochmal komplett neu sortiert wird. Können die ihren Arsch nicht auch zum gare routiere bewegen wie alle anderen?? Langsam füllt sich nun auch der Gang und meine Beinfreiheit (!) ist dahin. Dafür haben wir Sevaré immer noch nicht verlassen. Gegen 23 Uhr erreichen wir Hombori. Die "Main de Fatima", die berühmte Felsformation, haben wir in der Dunkelheit nicht gesehen. Jetzt heisst es erstmal ein Plätzchen für die Nacht zu finden. Ganz Hombori ist stockdunkel und scheint zu schlafen. Das Magnou Bagni ist voll, für die Schlafplätze auf dem Dach gibt es keine Decken. Der patron ist auch nicht gerade entzückt über unsere späte Ankunft, er döste schon in seinem Stuhl vor der Tür. Besonders freundlich ist er auch nicht, daher verzichten wir gern auf diese Herberge und folgen den beiden Jungs zu zwei weiteren Möglichkeiten. Wir landen schliesslich bei der Auberge Lelele, hier ist noch jemand wach. Wir bekommen eine nette kleine Rundhütte mit Doppelbett und Moskitonetz. Die Nacht ist relativ kühl hier, wir haben jetzt den östlichsten Punkt unserer Reise am Wüstenrand erreicht.

Dienstag 26.12.06 - Hombori

Nach dem Frühstück mit süssem Milchkaffee an der Strasse erfahren wir, dass heute Markttag mit grossem Viehmarkt ist. Erstmal erkunden wir ein wenig den Ort und steigen die Felsen hinauf zum oberen Teil von Hombori. Viele einfache Steinhäuser, aber nichts Spektakuläres hier oben ausser dem Blick auf die benachbarten Bergmassive. Ein Paradies für Kletterer. Die Kinder nerven hier ganz schön und kommen mit den Fragen nach cadeaux direkt zur Sache. Ich beginne, als kleine Erziehungsmassnahme kleine Steine zu verschenken. Wir gehen wieder runter an die Strasse, dort ist mittlerweile der Markt in vollem Gange. Ich mache noch einige Fotos, z.B. von den Salzplattenverkäufern und von einigen Tuareg mit ihren blauen Gewändern, Turbanen und Säbeln. Richtig interessant wird es auf dem von einer grossen Mauer umgebenen Viehmarkt. Wir handeln den Eintrittspreis auf 1000 CFA runter. Drinnen gibt es Schafe, Kamele, Ziegen und Rinder, die in kleinen Gruppen zusammenstehen und von ihren Besitzern betreut werden. Hier ist die Tuaregdichte wesentlich höher. Oft sieht man kleine Gruppen von Männern verhandeln, dann werden die Geschäfte mit Handschlag besiegelt. Jetzt noch zur Main de Fatima aufzubrechen ist in der Mittagshitze zu Fuss sicher nicht so toll, mit dem Transport dorthin ist es auch nicht einfach. Ich plädiere für einen faulen Nachmittag im Campement mit duschen und Mittagessen. Angy hat keinen Hunger, also speise ich allein auf der kleinen Terrasse des einzigartigen case etage im Campement.
Gegen 16 Uhr unternehmen wir mit unserem patron und zwei Kanadierinnen noch eine kleine Wanderung zur Düne. Hier oben ist der ideale sunset point, wir sehen die Sonne genau hinter der Main de Fatima untergehen. So bekommen wir sie also in etwa 10 km Entfernung doch noch zu sehen. Wir trinken noch einen leckeren Tee auf der Düne und beobachten die versinkende Sonne. Ein sehr leckeres Abendessen auf der Terrasse im Licht einer Petroleumlampe beschliesst diesen erholsamen Tag. Es gibt Couscous mit Gemüsesauce, anschliessend Wassermelone. Wir schreiben noch etwas Tagebuch auf der Terrasse und dann gibts im Bett noch etwas afrikanische Musik vom Handy.

Mittwoch 27.12.06 - Hombori-Douentza-Niger

Heute geht es weiter. Mal sehen, ob wir es in einem Tag bis Timbuktu schaffen. Die sagenumwobene Stadt, für deren Entdeckung durch westliche Abenteurer und Forscher soviele Versuche nötig waren. Ob wir es heute einfacher haben? Zwischen acht und neun soll der Bus vorbeikommen, der uns zurück bis Douentza mitnimmt. Wir haben noch nicht das Guesthouse bezahlt, als schon ein Bus kommt. Er ist voll und nimmt niemand mit. Wir laufen vor bis zum checkpoint, bald soll noch ein Bus kommen. Der kommt tatsächlich bald, ist aber auch voll. Die beiden Kanadierinnen bequatschen den Fahrer solange, bis er sie doch mitnimmt. Sie müssen morgen wieder in Bamako arbeiten. Alle anderen bleiben stehen, vielleicht soll ja eventuell irgendwann später noch ein Bus kommen. Das klingt jetzt schon nicht mehr so optimistisch.
Laut Bradt Reiseführer fährt in Gao um 10 und um 13 Uhr noch einer los, aber bis der hier mal ankommt...Egal, andere Fahrzeuge gibt es nicht oder sie fahren nur bis zum nächsten Dorf. Wir brauchen aber etwa 160 km auf dieser Strasse. Also Rucksack als Rückenlehne in den Schatten und erstmal ein Nickerchen. Wir sind ja in Afrika, wo Zeit keine Rolle spielt. Gegen 11 werde ich aus meinen Träumen gerissen, es passiert etwas. Ein Truck ist gekommen, und viele der Wartenden springen auf. Es ist ein weisser Kühl-LkW mit offener Seitentür. Bis auf 8 Ziegen, etwas Sand auf dem Boden und viel Ziegenpisse ist er fast leer. Bis Dountza zahlen wir 2500, das ist günstiger als der Bus. Wir stoppen nur ganz kurz an zwei checkpoints, ansonsten brettern wir mit voller Geschwindigkeit über die gute Strasse. Auf der rechten Seite zieht die Main de Fatima an uns vorbei. Schnell ein Foto durch die Ladeluke, eine Ziege drängelt sich auch mit aufs Bild. Meine Ziege neben mir ist recht brav, dafür verscheuche ich ihr auch ein paar lästige Fliegen. Angy hat weniger Glück mit ihrem Nachbarn, die Ziege scheint sie sehr zu mögen. Nach nur 2 Stunden stehen wir in Douentza vor dem Restaurant Express. Wow, erste Etappe in Rekordzeit. Schnell wird klar, das es heute noch ein 4WD nach Timbuktu geben wird, es fehlen nur noch die Passagiere. Auch beim Preis gibt es noch Korrekturbedarf. Wir reduzieren ihn geringfügig von 25000 auf 15000 CFA pro Person. Während wir in unserem Reis mit Sauce stochern kommen weitere Passagiere für uns mit einem Landcruiser an. Die üblichen Vorbereitungen laufen an, kein Grund zur Hektik. Unser Reisepreis hat immerhin noch für die Vordersitze gereicht, auch nicht schlecht. Es ist schliesslich 16:30 als wir getankt haben und endlich den Ort verlassen. Am checkpoint will der chef de police meinen Pass sehen. Ah, pays de Klinsmann, tres bon.... Recht flott und ohne Pause geht es jetzt zwei Stunden über stellenweise recht sandige Piste weiter. Wir nutzen einige Nebenwege neben der nervigen Wellblechpiste. In einem Dorf hinter Bambara Maoundé halten wir an. Gebets- und Pinkelpause. Kurz vor Sonnenuntergang wird die hügelige Dünenlandschaft in ein zauberhaftes Licht getaucht. Es wird dunkel. Wir haben noch knapp 90 km vor uns.
Die Kilometersteine zählen rückwärts bis "Fleuve Timbuktu". Unser Tuareg Fahrer scheint die Strecke perfekt zu kennen, auch im Scheinwerferlicht hat er alles im Griff. Um 19:30 erreichen wir den Niger. Unser Fahrer flucht kurz und laut und schlägt mit der Hand aufs Lenkrad. War ihm vielleicht nicht klar, dass eine afrikanische Fähre nicht in stockdunkler Nacht fährt? Nach kurzer Diskussion werfen wir den Allrad rein und donnern durch zwei recht tiefe Wasserläufe auf eine schmale Landzunge. Links und rechts tauchen kleine Hütten auf, Lagerfeuer brennen. Wir halten an, Ende. Hier scheint der Ablegepunkt der Fähre zu sein. "On reste ici pour la nuit" lautet die kurze Ansage. Na prima, das wird wieder eine kalte Nacht. Im kleinen Imbiss neben unserem Fahrzeug erstmal was essen. Nebenan hole ich mir nen kalten frittierten Fisch, gar nicht so schlecht. Dann werden für uns Spaghetti mit leckerer Fleischsauce gekocht. Okay, wo nun schlafen? Der Besitzer der Imbissbude bietet uns später sein Nomadenzelt auf der anderen Strassenseite an, er bekommt 5000 CFA dafür. Direkt neben uns schläft seine Frau mit einem Kind unter einem Moskitonetz, wir hören nur ab und zu die Stimmen. Es ist nicht gerade warm, aber komplett angezogen im Leinenschlafsack geht es ganz gut auf der Holzpritsche. Es ist 10 Uhr, ich bin noch nicht müde.

 

 weiter   geht es hoffentlich morgen zum sagenumwobenen Timbuktu

 

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